„Ich möchte Entwicklungen begleiten, aber auch Dinge mitgestalten“
Interview mit Marcell Jansen
Wirtschaftsforum: Wie bekommen Sie Ihre unternehmerische Tätigkeit bei der MJ Beteiligungs GmbH sowie Ihre Aufgabe als HSV-Präsident unter einen Hut?
Marcell Jansen: Ich denke, das bekomme ich gut unter einen Hut. Ich war bereits vorher Aufsichtsratsmitglied der AG, und bin seit über einem Jahr als Amateursportler beim e.V. aktiv. Der Kontakt zur Geschäftsstelle in Norderstedt oder zum Stadion war schon immer da. Die Aufgaben für den Aufsichtsrat waren schon vorher in meinem Wochenplan eingeplant. Selbstverständlich kommt jetzt noch etwas Neues hinzu, gerade auch viele Events.
In meinem Unternehmen kommen weitere Mitarbeiter hinzu, die einige Aufgaben übernehmen. Aber ich bleibe dort weiter sehr aktiv, es ist ja schließlich mein Hauptberuf. Gerade den Vertrieb und das Netzwerken werde ich weiterhin betreuen. Jetzt aktuell ist es etwas mehr vor allem, da ich jetzt 30 Abteilungen im Amateur-, Leistungs- und Breitensport repräsentiere. Da ich aber vorher schon sehr präsent für unseren HSV war, ist dies kein ganz großer Einschnitt
Wirtschaftsforum: Wie kam es zu der Entscheidung, sich auf den Posten des HSV-Präsidenten zu bewerben?
Marcell Jansen: Die Idee kam daher, dass Fans, Bekannte, Mitglieder und auch Unternehmensvertreter auf mich zu gekommen sind und mir vorgeschlagen haben, dass ich mich als HSV-Präsident bewerben könnte. Ich war wirklich überrascht, dass gleich mehrere Menschen damit auf mich zukamen und auch begründet haben, warum ich das tun sollte. Ich habe um einige Bedenkzeit gebeten und Gespräche mit Verantwortlichen aus dem e.V. geführt. In der AG war ich bereits vorher schon sehr aktiv, aber ich wollte den e.V. besser kennenlernen und mir ein Bild von den Menschen und Aufgaben machen. Hätten mir die Verantwortlichen von der Bewerbung abgeraten, hätte ich auch keine Bewerbung eingereicht. Die Gespräche waren aber sehr gut und haben mich bestärkt zu kandidieren.
Der Beirat entscheidet aus den eingegangenen Bewerbungen, wen sie zulassen. Wir waren letztendlich drei Kandidaten: Hartmann, Hunke und Jansen. Damit war die Kandidatur auch offiziell. Danach startete der Wahlkampf. Ich habe schon frühzeitig an Inhalten gearbeitet und mir überlegt, wo ich helfen kann, Dinge zu verbessern. Die Inhalte habe ich den Mitgliedern dann im Januar vorgestellt.
"Ich bin seit elf Jahren mit Herzblut dabei und habe ein gewisses Gefühl für alle Parteien entwickelt – Fans, Gesellschafter und e.V." Marcell Jansen
Wirtschaftsforum: Hatten Sie sich im Vorfeld eine Taktik überlegt, wie Sie den Beirat von Ihrer Bewerbung überzeugen?
Marcell Jansen: Eine richtige Taktik habe ich nicht entwickelt. Ich bin seit elf Jahren mit Herzblut dabei und habe ein gewisses Gefühl für alle Parteien entwickelt – Fans, Gesellschafter und e.V.. Ich habe den Leuten frühzeitig erzählt, was ich machen möchte und nicht erst mit Eintritt der Wahl. Ich wollte, dass die Leute ein Gefühl dafür bekommen, wie ich über bestimmte Inhalte denke und was ich mache, um den e.V. zu stärken und ihn zu repräsentieren. Ich möchte Entwicklungen begleiten, aber auch Dinge mitgestalten und unsere Mitglieder über geplante Dinge und das Tagesgeschäft informieren.
Wirtschaftsforum: Welche Ziele verfolgen Sie mit dem HSV?
Marcell Jansen: Zunächst wollen wir Aufklärung betreiben. Viele wissen gar nicht, was der HSV ist. Der HSV ist ein Sportverein, der Schwerpunkt ist natürlich Fußball. Es gibt zwei Säulen beim HSV. Die eine Säule ist die AG, die andere Säule ist der e.V.. Der e.V. hält 75% an der AG und ist damit auch größter Anteilseigner. Wir sind ein Verein. Überall, wo die Raute auf der Brust ist, möchte ich Entwicklungen mitbegleiten. In der AG wollen wir uns mit ehrlicher Kommunikation, harter Arbeit und Teamplay stabilisieren und mit dem e.V. bekannter werden. Den e.V. wollen wir insgesamt stärken und auch den Amateur-, Leistungs- und Breitensport weiter ausbauen.
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Interview: Vera Gaidies / Foto: Witters Sportfotografie GmbH, Portrait-Foto: Jenn Werner