Interview mit Michael Sautter, Geschäftsführer der Rich. Klinger Dichtungstechnik GmbH & Co. KG Dichthalten zahlt sich aus 1893 entwickelte Richard Klinger ein Schauglas, um den Wasserstand in Dampfkesseln ab- zulesen. Dafür brauchte er eine zuverlässige Dichtung, die den enormen Belastungen stand- halten konnte – und lieferte mit derselben ein noch größeres Meisterstück, denn die Dichtung wurde wichtiger als die ursprüngliche Erfindung. Bis heute legt die Rich. Klinger Dichtungs- technik GmbH & Co. KG aus Gumpoldskirchen bei Wien regelmäßig nach, wenn es um weg- weisende Innovationen in der Dichtungstechnik geht. T I M W E I V R E T N I M I Industriegeschichte geschrieben sondern beraten auch eingehend und den Namen Klinger bekannt in der Anwendung und bieten gemacht. Doch nicht nur unser Kunden so einen hohen Mehrwert. Unternehmen blickt auf eine lange Auf den ersten Blick hat eine Geschichte zurück, auch unsere Dichtung als solche nämlich nur Produkte sind sehr langlebig. wenig Wert. Solange sie funktio- Vielleicht sind wir nicht die güns- niert und in Flanschen montiert tigsten Anbieter, aber dafür haben ist, wird ihr wenig Beachtung ge- denen dann die Dichtungen selbst wir einen großen Kundenfokus und schenkt. Oft kann sie jedoch ein gestanzt werden. Das geschieht stehen für Stabilität und Qualität. entscheidendes Element sein, das entweder firmengruppenintern, Kunden, die auf Nummer sicher großen Schäden vorbeugt – man extern, oder bei einem unserer gehen wollen, schätzen unser denke nur an die Waschmaschine, 20 Partnerunternehmen. Die Know-how und unsere Produkte, die plötzlich Wasser verliert. Die Dichtungen werden dann häufig es besteht eine große Vertrauens- Kosten für die Dichtung sind zwar in Automotive-Anwendungen wie basis. gering, der Effekt ihres Versagens Lkw- oder Motorradmotoren ein- jedoch sehr hoch. Die Total Cost gebaut, aber auch im Anlagenbau, WF: Herr Sautter, Sie leiten ein WF: Sie sprechen davon, Stan- of Ownership ist für uns daher ein zumal in der chemischen Industrie Unternehmen, das bereits seit dards zu setzen und grundlegen- wichtiges Argument: Wir verkaufen und der Öl- und Gasbranche, sind 1893 Dichtungen entwickelt und den Entwicklungen zum Anstoß nicht nur eine Dichtung, sondern sie sehr gefragt. produziert. Wie erklären Sie den verholfen zu haben. Wie kommt eine Garantie für Dichtheit. ungebrochenen Erfolg Ihres Unter- es, dass Forschung und Entwick- WF: Sie blicken bereits auf eine nehmens? lung einen so hohen Stellenwert WF: Den Einsatz in Rohrleitungen lange Tradition zurück. Welche für Ihr Unternehmen einnehmen? haben Sie gerade erwähnt. In wel- Pläne haben Sie für die Zukunft? Michael Sautter: Es gibt einen chen Bereichen werden die Dich- großen Kundenkreis, der sich Michael Sautter: Dichtungstechnik tungen überhaupt verwendet? Michael Sautter: Unsere Fir- auf unsere Produkte verlässt. Im ist eine wenig verbreitete Kom- mengruppe ist weltweit tätig, die Laufe der Zeit haben wir mehr- petenz. An Universitäten und Michael Sautter: Sie sind für prak- Produkte werden international ver- fach Standards gesetzt, die heute technischen Hochschulen wird tisch jede industrielle Anwendung kauft, drei Viertel davon innerhalb sogar in Normen integriert sind. diese wichtige Materie meistens geeignet, von einfach bis an- Europas. In vielen Ländern sind Mit grundlegenden Entwicklungen vernachlässigt oder gänzlich ig- spruchsvoll. Wir fertigen zunächst wir Marktführer, in anderen wollen wie dem Dichtstoff Klingerit oder noriert. Wir übernehmen diese Halberzeugnisse, und zwar Flach- wir es werden. Dazu müssen wir dem ersten asbestfreien Dich- Aufgabe, entwickeln also nicht dichtungsplatten basierend auf un- die Internationalisierung weiter vo- tungsmaterial haben wir außerdem nur die geeigneten Werkstoffe, terschiedlichen Werkstoffen, aus rantreiben und unsere Positionen Wirtschaftsforum: www.wirtschaftsforum.de 28