Teil 27: MacCoin ist ganz klar ein Werbegag
Wirtschaftsforum: Herr Mudlack, McDonald‘s gibt zum 50-jährigen Jubiläum des Big Mac eine eigene Münze heraus: den MacCoin. Was passiert da und habe ich davon einen Nutzen?
Benjamin Mudlack: Auf den Punkt gebracht handelt es sich bei der Aktion nicht um eine echte Währung, sondern um einen 2-für-1-Gutschein. Für einen Big Mac erhält man einen weiteren gratis. Den Big Mac gibt es nun seit 1968 und so gibt es beim MacCoin fünf verschiedene Motive, jedes steht für eine Dekade. Echte McDonald‘s-Fans werden diese Münzen unter Umständen sammeln und aufbewahren, anstatt sie einzulösen. Auch auf diesen Marketingeffekt setzt das Unternehmen.
„Echte McDonald‘s-Fans werden diese Münzen unter Umständen sammeln und aufbewahren, anstatt sie einzulösen.“ Benjamin Mudlack
Wirtschaftsforum: Eine große Tagezeitung titelte „McDonalds lädt ein zur Zockerei mit den MacCoins“, eine andere sprach von einem Werbegag. Was ist denn nun?
Benjamin Mudlack: Es ist ganz klar ein Werbegag. Kein schlechter Werbegag, aber auch nicht unbedingt sehr innovativ, denn es handelt sich um eine physische Münze und nicht um eine digitale Währung. Die Kombination aus beidem wäre aus meiner Sicht smart gewesen und hätte unter Umständen zu einer Stärkung der McDonald´s-Community führen können. Die Zockerei oder gar ein internationaler Handel wird sich nach meiner Einstätzung in Grenzen halten. Der Nutzen ist einfach zu gering und somit der Anreiz nicht groß genug.
„Es ist ganz klar ein Werbegag. Kein schlechter Werbegag, aber auch nicht unbedingt sehr innovativ.“ Benjamin Mudlack
Die von Ihnen zitierte Zeitung berichtete über den sogenannten Big-Mac-Index, der den Preis für den Burger in den jeweiligen Ländern vergleicht und auch teilweise von Ökonomen als Indikator für Kaufkraftparitäten herangezogen wird. Hierzulande kostet der Big Mac aktuell 3,79 EUR, also umgerechnet circa 4,40 US-Dollar. In Ägypten erhalten sie ihn für 75 Cent und somit im weltweiten Vergleich am günstigsten. Wenn Sie das Rechenspiel betreiben wollen, ergibt es folglich Sinn, den Big Mac in Ägypten zu kaufen und die Münze beziehungsweise den Gutschein hier in Deutschland einzulösen. Den teuersten Big Mac gibt es in der Schweiz für umgerechnet 6,54 US-Dollar. Da wäre die Ersparnis mit rund 4,80 US-Dollar am größten. Ob das nun zu einem regen Handel mit den Münzen führt, wage ich schon aufgrund der Versandkosten und „Losgrößen“ zu bezweifeln. Sicher werden Sie das ein oder andere Angebot im Internet finden, aber da das Angebot auf 6,2 Millionen Münzen begrenzt ist, haben wir auch an der Stelle ein klares Limit.
Wirtschaftsforum: Wenn es so einfach ist, eine eigene Währung zu schaffen, warum machen es dann so wenige?
Benjamin Mudlack: Wie im Fall der Kryptowährung Kolion zu sehen, ist es gar nicht so einfach. Schließlich wurde der Schöpfer der Währung in Russland zweitweise inhaftiert, weil er sich seine eigene Währung gedruckt hatte. Dazu kommen enorme Marketingausgaben, die je nach Größe des Projekts notwendig sind, um den Coin bekannt zu machen. Das sind schon beachtliche Hürden. Im Fall einer Kryptowährung sind natürlich neben der Marketingthematik auch technologische Voraussetzungen zu erfüllen. Der Erfinder des Kolion hat es vorgemacht und den digitalen Kolion als Kryptowährung lanciert, um Liquiditätsprobleme in seinem Ort zu lösen.
„Ein Projekt zu kapitalisieren, ist für mich der perfekte Einsatz einer digitalen Währung.“ Benjamin Mudlack
Ein Projekt zu kapitalisieren, ist für mich der perfekte Einsatz einer digitalen Währung. Das gilt besonders, wenn es dem Initiator gelingt, diejenigen Menschen, die von dem Projekt/Produkt profitieren, über die eigene Währung in einer Gemeinschaft zu einen. Das ist durchaus vergleichbar mit einer Genossenschaft der heutigen Zeit, die Genossenschaft 4.0. Es werden noch viele spannende Projekte auf diese Weise finanziert werden, dessen bin ich mir sicher.