„Traditionelle Banken nehmen ihre Kunden aus“
Interview mit Lav Odorovic, Mitgründer von Penta
Wirtschaftsforum: Herr Odorovic, welche konkreten Vorteile kann Penta seinen Mittelstandskunden bieten, mit denen herkömmliche Finanzinstitute oder bereits etablierte Fintech-Unternehmen nicht dienen können?
Lav Odorovic: Traditionelle Banken nehmen ihre Kunden sprichwörtlich aus, indem sie von ihnen viel zu hohe, oftmals versteckte Gebühren verlangen, zum Beispiel bei Fremdwährungstransaktionen. Wir wollen dem ein Ende setzen und Kunden dabei helfen, beim Banking Zeit und Geld zu sparen.
Viel zu hohe Gebühren sind jedoch noch lange nicht alles. Herkömmliche Kreditinstitute bieten ihren Kunden oftmals veraltete und unpassende Produkte an. Im Rahmen unserer Marktuntersuchungen und Interviews, die wir für den deutschen Markt geführt haben, ist uns aufgefallen, dass kleineren und mittleren Unternehmen Produkte mit denen sie ihr Business besser managen könnten oftmals unzugänglich sind: Services wie automatisierte Buchhaltungslösungen (zum Beispiel via DATEV) oder integriertes Cash-Flow-Management, kostengünstige Überweisungen ins Ausland, Versicherungslösungen, intelligente Rechnungserstellung oder multiple Debit-Karten mit individuell definierbaren Rollen und Verfügungsrahmen.
„Herkömmliche Kreditinstitute bieten ihren Kunden oftmals veraltete und unpassende Produkte an.“ Lav Odorovic
Penta bietet seinen Kunden genau das: eine Art Marktplatz für diverse Tools, bei denen die Kunden entscheiden, welche Lösung(en) sie individuell benötigen, neben einem leistungsstarken Bankkonto. Dieser Zugang und die Möglichkeit der individuellen Zusammenstellung der Services macht es Gründern wieder möglich, sich mehr ihrem Business zu widmen und unnötige Kosten zu vermeiden.
Wirtschaftsforum: Kaum eine Woche vergeht ohne wichtige neue Meldungen aus der Fintech-Branche. Dabei entsteht rasch der Eindruck, dass etablierte Banken und Kreditinstitute ein strukturelles Innovationsdefizit haben müssen. Ist dem so — und können die etablierten Player dieses Defizit gegen die schnelleren, dynamischeren Fintech-Start-ups noch aufholen?
Lav Odorovic: Der Wandel in der Finanzindustrie ist derzeit rasant. Eine Innovation jagt die nächste, was insbesondere für Konsumenten eine positive Entwicklung darstellt. In naher Zukunft werden viele Finanzprodukte zum Standard gehören. Der Zugang zu Kapital und Finanzierungslösungen wird einfacher sein, Fremdwährungstransaktionen werden nicht mehr 3 bis 4% kosten, sondern vielleicht 1% oder gar noch weniger. Herkömmliche Prozesse wie Buchhaltung und Rechnungserstellung werden automatisiert ablaufen.
Fintechs führen diese Revolution zweifellos an und treiben dabei die altgedienten Banken vor sich her. Werden diese aufholen? Irgendwann vielleicht. Aber definitiv nicht in den nächsten Jahren. Viele Großbanken haben solch eine veraltete IT-Infrastruktur, dass es Jahre dauern würde, bis sie den aktuellen Standards angepasst wäre. Bis dahin wird es bereits die nächsten Innovationswellen geben.
Wirtschaftsforum: Ihre geschlossene Beta-Phase ist kürzlich zu Ende gegangen. Was waren die wichtigsten Lehren, die Sie aus dieser Phase für die Zukunft von Penta gezogen haben?
Lav Odorovic: Wir haben eine umfangreiche Testing-Phase hinter uns, mit der wir unsere Infrastruktur auf Robustheit überprüft haben und bei der wir so einiges mitnehmen konnten. Das wird uns helfen, zu skalieren, um unsere Services deutschlandweit anbieten zu können. Während dieser Phase haben wir auch einen exklusiven Überblick erhalten, wie und womit wir das Leben unserer Kunden besonders einfach gestalten können, sodass wir im Anschluss direkt mit der Umsetzung starten können. Ein direkter und kurzer Draht zum Kunden hilft enorm bei der Priorisierung des Serviceportfolios, schließlich bestimmt bei uns der Konsument das Leistungsangebot – und nicht umgekehrt. So haben sich unsere Kunden insbesondere für Fremdwährungstransaktionen und Karten mit individuellen Verfügungslimits ausgesprochen, sodass wir diesem Wunsch folgen und unser Leistungsportfolio zeitnah um diese Leistungen erweitern werden.
„Viele Großbanken haben solch eine veraltete IT-Infrastruktur, dass es Jahre dauern würde, bis sie den aktuellen Standards angepasst wäre. Bis dahin wird es bereits die nächsten Innovationswellen geben.“ Lav Odorovic
Wirtschaftsforum: Viele Kunden — vielleicht besonders aus dem Mittelstand — mögen einem Start-up wie Penta zunächst skeptisch gegenüberstehen, vor allem im Hinblick darauf, ob es am Markt bestehen wird und somit ein verlässlicher Partner sein kann. Wie können Sie diesen Bedenken entgegentreten?
Lav Odorovic: Den Kunden interessieren im Endeffekt zwei wesentliche Fragestellungen: Wird es Penta morgen noch geben? Und sind meine Einlagen bei Penta sicher?
Zu letzterer Frage können wir sagen, dass Einlagen bei uns denselben Schutz genießen wie Einlagen bei anderen Banken, welche in Deutschland die Berechtigungen haben, zu operieren. Durch unseren Partner, die solarisBank, können wir Bankkonten anbieten, die ebenfalls unter den EU-weiten Einlagensicherungsfonds fallen und somit bis zur regulären Grenze abgesichert sind.
Spannender ist die erste Frage, welche wir definitiv mit einem Ja beantworten können. Unser enormes Wachstum und die täglichen Anfragen geben uns Recht und unterstreichen, dass es ein signifikantes Segment gibt, welches von herkömmlichen Banken links liegen gelassen wird und das sich seit langem nach einer besseren Bankenlösung sehnt. Diesen Kunden wird jetzt geholfen – und zwar nicht nur heute, sondern auch morgen.
„Die täglichen Anfragen geben uns Recht und unterstreichen, dass es ein signifikantes Segment gibt, welches von herkömmlichen Banken links liegen gelassen wird und das sich seit langem nach einer besseren Bankenlösung sehnt.“ Lav Odorovic
Wirtschaftsforum: Ihr Unternehmen ist in London ansässig. Der Finanzplatz an der Themse wird nur noch bis Ende März nächsten Jahres zur Europäischen Union gehören. Muss Penta den Brexit fürchten?
Lav Odorovic: Nein, den Brexit müssen wir nicht fürchten. Penta bedient den deutschen Markt von Deutschland aus. Wir haben ein Büro in Berlin und sind derzeit dabei, neben dem Produkt auch eine sich selbst unterstützende Start-up-Community aufzubauen. Gerne laden wir interessierte Start-ups zu einem unserer zahlreichen Meet-ups in unserem Berliner Büro ein.
Interview: Julian Miller