Finanzwelt erklärt: FANG-Aktien: Rendite mit dem Rechenschieber?

Teil 25: FANG-Aktien - Rendite mit dem Rechenschieber?

Wirtschaftsforum: Herr Mudlack, wir lesen immer wieder von den FANG-Aktien als ein absolutes Muss im Depot, gleichzeitig hagelt es Kritik von Experten. Was ist denn nun richtig?

Benjamin Mudlack: Wie Sie wissen, stehe ich zumeist für eine differenzierte und sachliche Sichtweise. Facebook, Apple, Netflix und Google sind namentlich mit den FANG-Aktien gemeint. Selbstverständlich haben diese Technologieunternehmen die jeweiligen Branchen revolutioniert und durcheinandergewirbelt. Sie haben eine marktbeherrschende Position und das wird sich auch nicht so schnell ändern. Die Printmedien haben in Bezug auf Werbung und Marketingumsätze, Marktanteile an Google, Facebook und so weiter verloren. Verschiedenen Quellen ist eine Zahl von circa 4 Milliarden EUR an jährlichen Mindereinnahmen bezogen auf die letzten 10 bis 15 Jahre zu entnehmen. Die Gründe sind klar: Via Google, Facebook und Co. können Unternehmen zielgerichtet die entsprechenden potenziellen Kunden bewerben lassen und auch den Erfolg/Mehrwert dezidiert messen und analysieren. Dieser Trend wird sich weiter fortsetzen und somit gehören diese Aktien auch mit einem signifikanten Prozentanteil in ein breit aufgestelltes Depot. Ich persönlich würde mich nicht auf diese vier Titel [Facebook, Apple, Netflix, Google] als Technologie-Weltmacht beschränken, sondern mindestens noch Microsoft und Amazon zu diesem Kreis hinzufügen. Auf dem aktuellen Niveau sind die Werte schon recht ordentlich bewertet. Folglich ist das Timing aktuell zum Kauf nicht ideal und man sollte auf erhebliche Rücksetzer warten oder Technologie-ETFs die FANG-Aktien beinhalten monatlich besparen, um von einem Durchschnittspreis-Effekt zu profitieren und den Timing-Faktor zu eliminieren.

Benjamin Mudlack, Bankkaufmann und Dipl. Wirtschaftsinformatiker
„Ich persönlich würde mich nicht auf diese vier Titel [Facebook, Apple, Netflix, Google] als Technologie-Weltmacht beschränken, sondern mindestens noch Microsoft und Amazon zu diesem Kreis hinzufügen.“ Benjamin Mudlack

Wirtschaftsforum: Die Bildungs-App Rubicoin veröffentlichte eine Studie, um damit junge Menschen für Aktieninvestitionen zu gewinnen. Kann so etwas ein probates Mittel bei Finanzmuffeln sein?

Benjamin Mudlack: Der Investment- und Finanzbereich wird oft ein wenig verkompliziert und „trocken“ dargestellt. Das und eigene negative Erfahrungen schrecken natürlich ab und führen zu Berührungsängsten. Gerade in der heutigen Zeit, in der der klassische Sparer durch das Niedrigzins-Niveau eine Art schleichende Enteignung erfährt, ist finanzielle Bildung von enormer Bedeutung. Auch die Rentenproblematik führt dazu, dass sich jeder einzelne mit dem Vermögensaufbau und der Alterssicherung beschäftigen sollte. Deshalb begrüße ich jede technische Entwicklung in diese Richtung. Je mehr Menschen erreicht werden, desto besser.

„Eine komplette Investition des Lohns aus dem Studentenjob in den Streaming-Dienstleister Netflix, jeweils im Sommer, hätte von 2014 bis 2017 die stolze Summe von 50.000 USD im Depot ergeben.“ Benjamin Mudlack
Benjamin Mudlack, Bankkaufmann und Dipl. Wirtschaftsinformatiker

Die Rubicoin-App versucht junge Menschen zum Investieren zu motivieren, indem sie praktische Beispiele heranführt. Wer beispielsweise in der Lage ist 10 USD Trinkgeld zu geben, der wird auch in der Lage sein zu sparen. Ein Student, der 13 Wochen bei einem Stundenlohn von 10 USD 25 Stunden pro Woche arbeitet, könnte über eine Summe von 3.250 USD verfügen. Die App rechnet nun vor, wie sich ein Investment aus drei Jahren entwickelt hätte. Eine komplette Investition des Lohns aus dem Studentenjob in den Streaming-Dienstleister Netflix, jeweils im Sommer, hätte von 2014 bis 2017 die stolze Summe von 50.000 USD im Depot ergeben. Diese mehr als beachtliche Wertentwicklung sollte schon motivierend für junge Menschen sein. Vielleicht ist es auf diese Art möglich zu zeigen, dass Finanzthemen Spaß machen können. Vermutlich ist der positive Effekt größer als Druck durch Finanzvermittler oder staatlich subventionierte Kostenmonster wie die Riesterrente oder andere intransparente Lebensversicherungsmodelle.

Benjamin Mudlack, Bankkaufmann und Dipl. Wirtschaftsinformatiker
„An der Börse wird die Zukunft gehandelt, das was wir hier diskutieren ist die Vergangenheit und hat somit nur eine begrenzte Aussagekraft.“ Benjamin Mudlack

Wirtschaftsforum: Aus 10.000 EUR, die man 2014 gleichgewichtet in FANG-Aktien investiert hätte, wären heute etwa 50.025 EUR geworden. Was halten Sie generell von solchen Rechenbeispielen?

Benjamin Mudlack: Das liest sich jetzt im Nachhinein natürlich super und kann zu einer verblendeten Sichtweise führen. Insofern halte ich von diesen Rechenbeispielen nur bedingt etwas. An der Börse wird die Zukunft gehandelt, das was wir hier diskutieren ist die Vergangenheit und hat somit nur eine begrenzte Aussagekraft. Wie wächst zukünftig das Unternehmen, an dem man sich beteiligen möchte? Wie ist die Ertragslage und wie dynamisch wachsen die Gewinne? Ist das Geschäftsmodell anfällig für technologische Weiterentwicklungen? Wie fähig ist das Management? Das sind unter anderem Fragen, die man nach einer detaillierten Analyse beantworten sollte. In der heutigen Zeit vollzieht sich der Wandel deutlich schneller als das zum Beispiel noch in den 1970er- oder 1980er-Jahren der Fall war. Die oben genannten Unternehmen haben aus meiner Sicht eine absolut marktbeherrschende Stellung und die Wahrscheinlichkeiten für solides Wachstum sind recht gut. Aber alleine schon aufgrund der aktuellen Größe wird sich das Wachstum und somit auch die Performance der Aktien verlangsamen. Eine Verfünffachung, wie von 2014 bis 2018, sehe ich für die nächsten vier Jahre sicher nicht. Diese Entwicklungen werden Sie nur in neuen Trendbranchen sehen. Dabei denke ich insbesondere an Künstliche Intelligenz und Robotik.

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