Design by Studio F. A. Porsche: Vom Dachzelt bis zur Superyacht

Interview mit Carsten Monnerjan, CEO Studio F. A. Porsche

Wirtschaftsforum: Herr Monnerjan, Porsche Design ist eine ikonische Marke, deren Faszination nicht zuletzt im unverwechselbaren Design der Produkte liegt. Welche Steps in der Entwicklung des Unternehmens waren dafür wichtig?

Carsten Monnerjan: Das ist eine große Frage (lacht). Die 1970er-Jahre waren in Deutschland eine Hochzeit des Produkt- und Industriedesigns. In dieser Zeit gründete Ferdinand Alexander Porsche, der Enkel des Firmengründers Ferdinand Porsche und Designer des Porsche 911, das Designstudio in Zell am See.

Seine Vision lautete: Industrie- und Produktdesign in Verbindung mit dem ‘Feel’ der Fahrzeuge zu bringen, denn damals wie heute ist Porsche eine Marke, die emotionalisiert. Es sind funktionale Produkte mit einem starken technischen Background und sehr dicht am Nutzer orientiert – Dinge, die man anschaut und sofort spürt: Da passt alles. Als sehr kleine Unit gestartet, ist das Studio inzwischen um einiges gewachsen. Wir haben zudem die Notwendigkeit gesehen, uns auch an anderen Orten aufzustellen. Beispiel Berlin: Dort ist es einfacher, junge Talente an Bord zu holen. In Ludwigsburg ist dagegen das ganze Thema Porsche Lifestyle angesiedelt. Zudem sind wir international vertreten, in Shanghai und Los Angeles, um am Puls der Zeit zu sein.

Wirtschaftsforum: Das ist ein Stichwort: Es gibt inzwischen eine ganze ‘Porsche-Welt’, die längst nicht mehr nur das Auto und dessen Equipment umfasst, sondern die ganze Lebenswelt Ihrer Kunden, kann man das so sagen?

Carsten Monnerjan: Ja, denn wir haben ein Produktportfolio, das 360 Grad umfasst. Es reicht von Kleidung über Fahrzeugequipment wie Dachträger und andere Dinge, die man für die Reise braucht, bis hin zum Produktdesign in seiner ganzen Bandbreite: Uhren, Brillen, Koffersets, E-Bikes, Architektur bis hin zur E-Yacht, bei der wir mit dem Unternehmen Frauscher zusammengearbeitet haben. Zudem arbeitet das Studio F. A. Porsche als externe Designagentur für renommierte Kunden weltweit. Der Schulterschluss von Produkt- und Transportation-Design funktioniert für uns extrem gut, weil wir den Kunden rundum betreuen und ihm das Porsche-Lebensgefühl vermitteln können.

Wirtschaftsforum: Neben der Elektrifizierung ist auch die Digitalisierung ein Megatrend. Welche Rolle spielt sie in Ihren Überlegungen?

Carsten Monnerjan: Die digitale Transformation hat uns viel effizienter und schneller gemacht. Früher war Modellbau notwendig, um die Produkte physisch darstellen zu können. Heute gibt es ab dem ersten Entwurf ein 3-D-Modell, an dem alles durchgespielt werden kann, von der technischen Prüfung bis zur Animation in dem Umfeld, in dem das Produkt später genutzt werden soll. Heute übernimmt ein einzelner Designer am Rechner die Arbeit, für die es früher verschiedene Fachbereiche brauchte.

Wirtschaftsforum: Welche Vision haben Sie für Porsche Design und das Studio F. A. Porsche? Wohin möchten Sie das Unternehmen in den nächsten Jahren führen?

Carsten Monnerjan: Ich möchte es so weiterführen, wie es jetzt ist. Derzeit ist der Markt extrem schnelllebig, fast wie ein Wettlauf: Wer schafft es am schnellsten? Das ist für mich aber kein Merkmal für ein gutes Produkt. Gerade im asiatischen und im US-Markt gibt es viele unterschiedliche Strömungen. Hier ist es für uns wichtig, die Ruhe zu behalten und weiter die Produkte zu gestalten, die unserer Marke und unseren Kunden gerecht werden. Man muss fit sein, Herausforderungen anzunehmen, aber sich die Sache vorher genau ansehen. Schnelllebigen Trends hinterherzulaufen birgt gewisse Risiken.

Wirtschaftsforum: Zum Schluss eine persönliche Frage, Herr Monnerjan: Was ist Ihr Drive bei Ihrer Arbeit?

Carsten Monnerjan: ‘Drive’, das klingt schön, das passt sehr gut zum Thema! (lacht). Für mich ist das Größte, dass man nie auslernt. Dieser Beruf mit den Möglichkeiten, die er uns bietet, ist fantastisch, weil er uns immer wieder mit neuen Ideen konfrontiert. Kein Tag ist wie der andere, man erhält ständig neue Impulse, die einen bereichern. Das begeistert mich immer wieder aufs Neue. Lifelong Learning ist das, was mich am meisten erfüllt.

Interview:

Manfred Brinkmann
und Dr. Endre Hagenthurn

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema

Auf Allgäuer Ehrlichkeit und Kompetenz gebaut

Interview mit Dominik Buhl, Geschäftsführer der hagenauer GmbH

Auf Allgäuer Ehrlichkeit und Kompetenz gebaut

Eine Branche in der Krise. Die Baubranche schloss das Jahr 2023 mit einem Umsatzrückgang von 5,3% gegenüber dem Vorjahr ab. Für 2024 erwarten Ökonomen des Zentralverband Deutsches Baugewerbe ein Minus…

„Die Lebensmittelindustrie steht vor einem tiefgreifenden Wandel!“

Interview mit Thomas Wünsche, Industry Director Food & Beverage bei ANDRITZ Separation

„Die Lebensmittelindustrie steht vor einem tiefgreifenden Wandel!“

Die Weltbevölkerung wird in den nächsten 20 Jahren um cirka zwei Milliarden Menschen zunehmen, womit enorme Herausforderungen bei der globalen Nahrungsmittelversorgung einhergehen. Noch dazu stellen gerade junge Verbraucher deutlich strengere…

Mit Sicherheit pumpen

Interview mit Jörg Bornemann, Geschäftsführer und Alexander Hammer, Vertriebsleiter der DICKOW PUMPEN GmbH & Co. KG

Mit Sicherheit pumpen

Industrielle Pumpen werden in den verschiedensten Branchen eingesetzt. Als Hersteller von Spezialpumpen für die unterschiedlichsten Anwendungsbereiche ist die DICKOW PUMPEN GmbH & Co. KG schon seit über 110 Jahren am…

Spannendes aus der Region Zell am See

Gesundheit auf natürliche Art

Interview mit Dr. Stephan Niedan, Geschäftsführer der Adler Pharma Produktion und Vertrieb GmbH

Gesundheit auf natürliche Art

Im Gesundheitsbereich geht es heutzutage zunehmend um die Behandlung der sogenannten Zivilisationskrankheiten. Ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung, ausreichend Schlaf – das Geheimrezept für ein gesundes Leben ist eben nicht so geheim.…

Nachhaltige technische Kunststoffhalbzeuge

Interview mit Erich Buchner und Johann Obersamer, Kaufmännischer Leiter und Technischer Leiter der Zell Metall GmbH Engineering Plastics

Nachhaltige technische Kunststoffhalbzeuge

Das Wort Metall ist zwar immer noch Teil des Firmennamens, aber der Zusatz technische Kunststoffe beschreibt die Aktivitäten der Zell Metall GmbH Engineering Plastics in Kaprun schon besser. Das österreichische…

Hohe Ansprüche in Form bringen

Interview mit Roland Heiler, Geschäftsführer der Porsche Design GmbH

Hohe Ansprüche in Form bringen

Dass deutsche Ingenieurskunst nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch sein kann, beweist das Studio F. A. Porsche der Porsche Design GmbH aus Zell am See seit der Gründung durch Ferdinand…

Das könnte Sie auch interessieren

Mit Sicherheit die richtige Wahl

Interview mit Herbert Feller, Geschäftsführer der Pfalz-Alarm GmbH

Mit Sicherheit die richtige Wahl

Mittelständischen Unternehmen sagt man gerne nach, dass sie flexibler auf individuelle Kundenanforderungen eingehen können als große Firmen. Ein perfektes Beispiel hierfür ist die Pfalz-Alarm GmbH. Der rheinland-pfälzische Mittelständler ist spezialisiert…

People First – gevekom zeigt‘s allen

Interview mit Roman Molch, CEO der gevekom GmbH

People First – gevekom zeigt‘s allen

Der Fachkräftemangel ist aktuell und auch in der kommenden Zeit eine ‘der’ großen Herausforderungen für Unternehmen. Roman Molch ist CEO der gevekom GmbH, einem der größten inhabergeführten Callcenter Deutschlands. Er…

HR neu gedacht

Interview mit Mark Pollok, CEO der Trenkwalder Group AG

HR neu gedacht

Der Fachkräftemangel stellt viele Unternehmen vor ernsthafte Probleme. Auch Personaldienstleister müssen über reine Zeitarbeit hinausdenken, weil sie das Problem nicht an der Wurzel packt. Dass sie die wirklichen Bedarfe ihrer…

TOP